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#BNWPurpose: Konsum verringern! - Suffizienzorientierte Wirtschaft statt Old Economy

In der Blog-Serie zum Purpose- und gemeinwohlorientierten Wirtschaften spricht der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft mit Expert:innen zu den Themen Gemeinwohlökonomie, Postwachstum & Suffizienz.

Purpose BNWPurpose

BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter hat einen Beitrag für das Buch „Update Wirtschaft für Gesellschaft“ von der Bertelsmann Stiftung geschrieben. Als eine von 32 Vordenker:innen präsentiert sie Ansätze, wie nachhaltiges, zukunftsorientiertes Wirtschaften in der Praxis funktionieren kann. Ihre klare Forderung: „Natur- und sozialverträglichen Konsum zum neuen Normal zu machen.“ In ihrem Buchbeitrag geht es um ein neues Verständnis von Konsum und den damit verbundenen Suffizienzansatz, den Nachhaltigkeitspioniere bereits umsetzen. Außerdem erklärt sie welche Instrumente die Politik einsetzen kann, um nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum zu fördern.

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Buchbeitrag "Konsum verringern! - Suffizienzorientierte Wirtschaft statt Old Economy" von Dr. Katharina Reuter.

Abstract: Nicht nachhaltiges Wirtschaften wird sich künftig nicht mehr rechnen. Für die Wirtschaft nicht. Für die Banken und Investoren nicht. Und erst recht nicht fürs Klima. Was muss passieren, damit Unternehmen nur noch Produkte und Dienstleistungen anbieten, die natur- und sozialverträglichen Konsum innerhalb planetarer Grenzen ermöglichen? Erste Unternehmen beschäftigen sich mit dem Suffizienzansatz und ihren eigenen Hebeln dafür. Im Mainstream der Wirtschaft und in den Lobbyverbänden der Old Economy ist das Thema allerdings noch nicht angekommen. Im Folgenden geht es um praktische Lösungen aus der Wirtschaft für die Wirtschaft und um Maßnahmen für eine suffizienzorientierte Wirtschaftspolitik. Das gemeinsame Ziel: natur- und sozialverträglichen Konsum zum neuen Normal machen.

Licence to operate in Gefahr

Wir bräuchten mehr als eine Erde für unser Wirtschaftssystem. Wir sorgen für steigende Ressourcenverbräuche, obwohl wir es eigentlich besser wissen. Wir reizen die planetaren Grenzen aus und sorgen gleichzeitig für immer mehr Ungleichheit im guten Leben für alle, für Ungleichheit auch beim Konsum. Das Wachstumsparadigma kommt dabei an seine Grenzen. Ein stetiges Wachstum sei nicht mit ökologischer Nachhaltigkeit vereinbar, meint auch knapp die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland.

Immer mehr Unternehmer:innen erkennen, dass sie Teil eines großen Ganzen sind, dass Wirtschaft nur innerhalb der planetaren Grenzen erfolgen kann. Sie sehen die Wirtschaft verstärkt eingebettet in soziale und ökologische Rahmenbedingungen. Unternehmen verlieren künftig ihre Licence to operate, auch Betriebslizenz genannt (bezeichnet die gesellschaftliche Akzeptanz von Unternehmen), wenn sie nicht zum Wohl der Allgemeinheit und zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen beitragen. Neben dem für die Transformation notenwendigen politischen Rahmen ist aber auch der Beitrag von jedem und jeder Einzelnen entscheidend. Hier haben Unternehmen einen großen Hebel über die Produkte und Dienstleistungen, die sie anbieten. Dieser wird bisher jedoch kaum genutzt. Weniger als ein Prozent der deutschen Unternehmen wirtschaftet nachhaltig (Sassen et. al, 2021). Da verwundert nicht, dass aus heutiger Sicht 35 Prozent der Bürger:innen meinen, dass große Unternehmen das Allgemeinwohl beeinträchtigen (siehe Civey-Begleitbefragung zu diesem Band).

Liefern Unternehmen Lösungen, um verantwortungsvoller zu leben?

„Unter Suffizienz verstehen wir Änderungen in Konsummustern, die helfen, innerhalb der ökologischen Tragfähigkeit der Erde zu bleiben, wobei sich Nutzenaspekte des Konsums verändern.“ (Fischer und Grießhammer, 2013). Erreicht werden soll also die Verringerung des Bedarfs an Konsumgütern, an Energien fossiler Herkunft, an endlichen Rohstoffen und an Fläche. Dabei spielt die die Änderung von Konsummustern eine zentrale Rolle (z.B. Bahn- statt Flugreisen). Suffizienz kann so Potenziale zur Einsparung von Emissionen heben, aber gleichzeitig „Veränderungen hin zu einer klimaverträglicheren Gesellschaft“ bewirken (Umweltbundesamt, 2018).

Den vollständigen Buchbeitrag von BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter und viele weitere spannende Artikel von Vordenker:innen für ein zukunftsorientiertes Wirtschaften finden Sie in dem Buch "Update Wirtschaft für Gesellschaft", welches von der Bertelsmannstiftung herausgegeben wird. Hier können Sie reinlesen.

Katharina Reuter

Dr. Katharina Reuter, mehrfach ausgezeichnete Agrarwissenschaftlerin, gibt als Geschäfts­f­ührerin des BNW Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft der nachhaltigen Wirtschaft eine Stimme. Seit mehr als 15 Jahren ist sie Geschäftsführerin führender Nachhaltig­keits­organisationen und arbeitet intensiv mit Unternehmen in der Transformation zusammen. Als Keynotespeakerin und mit ihren Impulsen und Podcasts zu Themen wie wahre Preise, nachhaltiger Unternehmensführung oder Kreislaufwirtschaft trägt sie aktiv zur öffentlichen politischen Debatte bei. Sie ist Mitbegründerin von Entrepreneurs For Future und der European Sustainable Business Federation. Ihre Expertise wird u.a. in der Jury des Deutschen Umweltpreises und des Deutschen Nachhaltigkeitspreises geschätzt. Ehrenamtlich engagiert sich Reuter im Aufsichtsrat der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg.